Live in Arles: «Sauver le Corps» in der Fondation Manuel Rivera-Ortiz

Berlin 2021

«Heute zu (morgen auch)»: Auf den esten Blick scheint Corona unser aller alltägliches Leben zu entschleunigen. Es lädt die Privilegierten unter uns zu mehr Kontemplation ein und es verlangsamt das Wirtschafts- und Kulturleben. Gleichzeitig werden auch Prozesse beschleunigt, wie zum Beispiel die Vergrößerung der gesellschaftlichen Unterschiede, oder, weniger neutral ausgedrückt, der sozialen Spaltung. Das sieht man an der Gentrifizierung, die in Berlin unvermindert im Gang ist und dessen sichtbarer Ausdruck die Baustellen sind, die trotz erster, zweiter und dritter Welle weiterarbeiten, als gäbe es keine Pandemie.
An einigen Orten treffen die Welten des neuen Reichtums und des «gewöhnlichen» Lebens materiell sichtbar aufeinander – zum Beispiel an der Rückseite des Berliner Ostbahnhofs. Dort bilden etwa 20 Imbissbuden eine Art Dörfchen für Reisende und Gestrandete. Die Namen der Buden klingen nach weiter Welt: «Samara», «Palamera», «Bilbay», manchmal aber auch nur «Asiatische Spezialitäten», «Alt-Berlin» oder «Käsekönig». Man weiß nicht, wodurch ihr Verschwinden letztlich bewirkt wird: Entweder wird ihnen die Kraft fehlen, aus ihrem erzwungenen Dornröschenschlaf wieder aufzuwachen oder sie werden einfach beiseitegeschoben, um das Umfeld für die neuen UrbanLivingCreativeLifestyle-Immobilien aufzuwerten. – – – Aber nein: Das Ende des Marktes will keiner, auch nicht die Stadt, die an den Standmieten gut verdient. Der «Käsekönig» ist einzige Laden, der wirklich abgerissen wird, aber nur um vorne in der Straße in ein festes Haus einzuziehen. Erzählt hat mir das der Betreiber des orangen Oktogons, das ich immer geschlossen gesehen habe, bis ich einmal vor 14 Uhr da war – die Öffnungszeiten richten sich nämlich nach den Bedürfnissen der Arbeiter der riesigen Baustelle nebenan. Er selber wird auch umziehen: 20 Meter näher an den Bahnhof, in einen nagelneuen Container, den er schon bestellt hat, weil sein Achteck zu baufällig für eine Demontage wäre.

Ich freue mich, dass ein Teil der Serie in der Gruppenausstellung «Sauver le corps» zu sehen ist, die im Juli im Programm der Rencontres de la photograpie in Arles in den wunderbaren Räumen der Ortiz-Stiftung zu Gast ist. Die Ausstellung wird kuratiert von Christel Boget, Organisatorin der Paris›Berlin Fotogroup.

Zu sehen vom 7. Juli bis 26. September in der Fondation Manuel Rivera-Ortiz, 18 Rue de la Calade, 13200 Arles

Bob Rutman

Bob Rutman bei verschiedenen Konzerten und Ausstellungseröffnungen zwischen 2012 und 2014

Als ich in den siebzigern Rock over Rias hörte, lernte ich dort erstaunt, dass es außer dem Elvis, den ich kannte, auch noch einen viel besseren (nämlich Elvis Costello) gab. Jahrzehnte später lernte ich nach dem bekannten den richtigen Bob kennen: Bob Rutman, der leider am 1. Juni in Berlin gestorben ist. Ich bin ihm immer wieder mal bei Konzerten und Ausstellungseröffnungen über den Weg gelaufen; jedesmal hat er neu und interessiert gefragt, wer ich bin. Ich wünschte, ich hätte ihn dreißig Jahre früher getroffen. Das nächste Mal sehen wir uns also am 7. Juli auf seiner Beerdigung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.

Dorotheenstädtischer Friedhof, 7. Juli 2021

Today’s favorite

Playtime-Kulissen auch in Berlin – hier am Hauptbahnhof, und manchmal sogar mit Menschen!

Seit einer Weile werden ja alle neuen Straßen nach Frauen benannt; dumm nur, dass das entweder alles ganz häßliche oder ganz kurze (Straßen) sind. Dafür sind dann die Namen umso länger und prächtiger: Bertha-Benz-Straße, Katharina-Paulus-Straße, Clara-Jaschke-Straße, Ilse-Schaeffer-Straße, Ella-Trebe-Straße und Agnes-Zahn-Harnack-Straße bilden das Karree, in dem auch dieses … Gebäude steht. Ich wohne übrigens im Wilhelmine-Gemberg-Weg, der ist 150m lang.

I am proud to announce …

… dass ich schon ab diesem Sommersemester (das im März beginnt) im regulären Studienprogramm der Ostkreuzschule für Fotografie unterrichten werde, und zwar im 3. und 4. Semester Grundlagen der Gestaltung.

Im Augenblick bin ich also damit beschäftigt, Bleistifte zu zernagen – am Ende soll ja ein gutes Programm rauskommen, nicht?

(Symbolbild: Seminar an der Chinesisch-Deutschen Kunstakademie, Hangzhou 2012. Foto: Pan Kai)

Today’s favorite

Neu in meiner Serie «Traumhaus»: Das ehemalige Galeria Kaufhof Centrum Warenhaus am Ostbahnhof wurde komplett umgebaut und wird jetzt unter dem Projekttitel «Up!, Berlin» vermarktet. Laut Investor ist die Gegend an der Rückseite des Ostbahnhofs (also der mit mit der Bahnhofsmission) «ein stark nachgefragter Stadtteil für Retail, Office und Wohnen und hat sich in den letzten Jahren zu einem Szenequartier, unweit vom Berliner Kiez, […] entwickelt.» … Hm. «Berliner Kiez» …?

Weihnachten! Shoppen als nationale Aufgabe!

Wie ich letztens in einem Film gelernt habe, gibt es für alles, was wir tun, zwei Gründe: einen guten und einen wahren.
Bei Fotobüchern, die man verschenkt, wird das ganz offensichtlich: Endlich gibt es guten Grund, die Bücher, die man schon immer haben wollte, zu kaufen. Und wenn man sie nicht allzuweit verschenkt, dann hat man sie praktisch ja auch selbst.
Womit ich vom philosophischen zum praktischen Teil dieser Werbebotschaft komme: Dank weisen Haushaltens mit meinen Beständen kann ich Restexemplare meiner Bücher anbieten, die andernorts nur noch teuer, gebraucht oder gar nicht erhältlich sind.

Das «Runway»-Buch und der Landebahnstreifen, der darin abgebildet ist.

Dazu zählen zum Beispiel die Vorzugsausgabe von «Replies», die für unschlagbare 160,– € einen Originalprint enthält oder das Ein-Bild-Buch «Runway» zum Weihnachts-Sonderpreis von 76,– € statt 98,– €.


Auch von «Vineta» gibt es noch einige Exemplare, und zwar zum Originalpreis von 35,– € statt der selbst für gebrauchte manchmal verlangten 70.

Zum Shop bitte hier entlang …