… zu wollen, scheint ja wirklich nicht möglich zu sein. Alles ist schon so bunt, so toll komponiert, so unwahrscheinlich, dass die paar kleinen Photoshoppereien kaum noch was bewirken. Die wirkliche Herausforderung besteht darin, wirkliche, essenzielle Steigerungen zu erfinden – deswegen rufe ich hiermit den «Steve McCurry Improvement Contest» aus. Preiswürdig ist allerdings nur, wer selber noch nie eins seiner Bilder in PS gepimpt hat. „Steve McCurry verbessern“ weiterlesen
Kategorie: Text
Tote Bären schießen
Der Weg von Ansel Adams zu Robert Adams ist zu vergleichen mit dem von Elvis Presley zu Elvis Costello. In einem frühen Stadium meiner (nicht sehr dramatischen) künstlerischen Entwicklung hegte ich eine gewisse Bewunderung für Ansel Adams, dem ich in technischer Hinsicht einiges verdanke. Leider verdanke ich ihm auch eine falsche Hochachtung vor dem Heroismus seiner Leistungen, wie ich 1999 auf einer Kalifornien-Rundreise feststellen mußte. Bis dahin dachte ich, dass man als Fotograf, wenigstens als Landschaftsfotograf, ein harter Bursche sein muß, dem es nichts ausmacht, im Winter schon bei Sonnenaufgang mit seiner tonnenschweren Kamera auf dem Berg zu stehen. „Tote Bären schießen“ weiterlesen
Ur-Bilder
Ich glaube, dass Künstler im allgemeinen immer eine Art «Urszene» (nicht zwingend im Freudschen Sinne) haben, an der sie sich zeitlebens abarbeiten.
Wenn ich mich auf die Suche nach den Ur-Bildern in meiner Biografie mache, dann sehe ich zweierlei: Das Grün der brandenburgischen Landschaft, alte Klinkergebäude unter Kastanien im Sommer, so wie Christa Wolf schreibt: grüngolden ist die Farbe der Erinnerung. „Ur-Bilder“ weiterlesen
Herzlichen Glückwunsch, Hannes!
Der 10. Geburtstag des Fotobuchverlags «Peperoni Books» von Hannes Wanderer wird im Forum für Fotografie Köln mit einer großen Präsentation gefeiert. Eine wohlverdiente Würdigung der hingebungsvollen Arbeit eines echten Maniacs, der, das kann man durchaus so behaupten, sein Leben vollständig in den Dienst des Fotobuchs gestellt hat. „Herzlichen Glückwunsch, Hannes!“ weiterlesen
Vergangene Zukunft
Dies ist genau das Buch, das ich machen wollte. Aber während ich mich noch über diese kühne Idee freute, machten Regula Bochsler und Philipp Sarasin schon Nägel mit Köpfen.
Sie zeigen unsere Welt gleichzeitig «hoch aufgelöst» und «in Auflösung begriffen» («high re:solution/dis:solution») (Bernd Stiegler). Dazu verwenden sie nicht ihre eigene Kamera, sondern die von Apple, so wie vor ihnen auch schon Michael Wolf Googles Street-View-Kameras benutzt hat, um seine «unfortuate events» zu finden. „Vergangene Zukunft“ weiterlesen
Rezension «Replies» in «Photonews»
Andreas Trogisch stellt die Fotografie auf den Kopf. Seine überwiegend tiefschwarzen Bilder machen nicht nur deutlich, warum die monochrome Fotografie nie ganz aussterben darf, sie offenbaren zudem Erstaunliches. Trogisch rückt das sonst Tiefen und Schatten bildende Schwarz in den Vordergrund seiner Kompositionen. Die Schwarznuancen dominieren, als würden sie aus sich heraus strahlen. Es ist eine melancholische Welt, aus der Trogisch berichtet. Etwas morbide, alltagsfern, verwirrend und beunruhigend zugleich. Meditativ und voll von Energie, die fast jeder verspüren kann. „Rezension «Replies» in «Photonews»“ weiterlesen
Warum fotografieren?
Warum fotografieren? Warum nicht etwas anderes machen: malen beispielsweise? Warum fotografieren, wenn es keinen Auftraggeber und keinen Abnehmer für die Bilder gibt? Warum fotografieren, wenn anscheinend doch schon alles fotografiert ist? Wenn eine Bilddatenbank damit wirbt, dass sie 10 000 neue Bilder hat – und zwar täglich – das Stück zu 21 Cent? „Warum fotografieren?“ weiterlesen
Rezension «Technik» in «Photonews»
Andreas Trogisch: Wunder der Technik
Wenn Fotografie für das Erlebte, das Gesehene wie ein Resonanzboden fungiert und sich aus visuellen Reimen in eine Art fotografischer Lyrik verdichtet, dann kommt man bei der Rezension schnell zu Parallelen mit dem Jazz. Auch hier spielen Zwischentöne, harmonische Disharmonien oder das Gefühl der tonalen Erregung eine wichtige Rolle.
Andreas Trogisch fotografiert seit über dreißig Jahren, ist dennoch kein Berufsfotograf im Sinne des Broterwerbs. Studieren wollte er Fotografie in Leipzig, aber die Umstände lenkten ihn zum Grafikdesign. Dennoch gehört das Bildermachen untrennbar zu seinem kreativen Horizont. Statt die Fotografie zu heiraten, blieb sie seine intime Freundin. Eine Beziehung ohne den Anspruch der Ausschließlichkeit, dafür voll positiver Spannung und des sich immer wieder neu definierenden Anspruchs.
Als Gesellschafter einer Agentur für intermediale Gestaltung ist Andreas Trogisch auch beruflich der Fotografie nicht fern, sie besetzt für ihn den Platz einer reizvollen Nebenbeschäftigung. «Ich bin sehr selten ohne irgendeine Kamera unterwegs» meint er erklärend, wenn man ihn fragt, wie die Menge nennenswerter Bildern zusammengekommen ist. Ohne den Druck, fotografieren zu müssen, flaniert er durch den Alltag, lässt sich von den oft skurrilen Situationen anregen und fotografiert dabei Momente, die nicht zwingend eine plakative Aussage transportieren. Obgleich es sich um reale, nicht manipulierte Situationen handelt, lassen sie sich nicht mit einem flüchtigen Blick vollständig erfassen. Dem grafisch geübten Auge sei Dank, besitzen die meisten Aufnahmen jedoch eine bemerkenswerte Präsenz, die fesselt und zum Hinsehen animiert.
In thematisch zusammengefügten Serien wie: «Wunder der Technik», «Magico», «Asphalt» oder «Von Ferne» erfüllt Trogisch einerseits die durch die Titel provozierte Erwartung, interpretiert diese jedoch – um beim Jazz zu bleiben – mit freien Improvisationen. Geht es, wie zum Beispiel in der hier vorgestellten Serie «Wunder der Technik», um technische Phänomene, macht uns Andreas Trogisch mit seinen Fotografien auf Dinge aufmerksam, die alles andere sind als hochgezüchtete Technik. Man staunt über das «Wunder» des Zufalls, über Konstellationen, die eher das technische Scheitern beschreiben. Dennoch können diese Objekte, auch durch ihre Einfachheit bedingt, faszinieren.
Obgleich Andreas Trogisch als akkurater Gestalter überzeugt, überlässt er bei der Aufnahme der jeweiligen Kamera einen Teil der kompositorischen Leistung. «Ich mag das Gefühl nicht, die Gestaltung der Aufnahme zu gut im Griff zu haben.» Deshalb ist es für ihn kein Problem, auch mit Sucherkameras zu arbeiten, in deren Sucher nicht alles unter seiner Kontrolle steht. So enthalten die Bilder gelegentlich akzeptierte Unschärfen oder andere kalkulierte Störungen.
Hinter der Gruppierung seiner Bilder zu Serien steckt weniger die Ordnungsliebe, als vielmehr eine Art Sinnsuche. Wie sind die Dinge, was stellen sie dar, welche Idee steckt in ihnen und wie wirken sie, aus dem eigentlichen Kontext herausgelöst, auf uns? Betrachtet man die einzelnen Bilder genauer, so ergeben sich Parallelitäten und visuelle wie inhaltliche Muster, die den Aufnahmen eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Mehrdimensionalität verleihen. Die Reduktion auf die Töne des Graukeils hilft dabei sehr, sich voll auf die Vielschichtigkeit der Bilder zu konzentrieren und dabei eigenen Assoziationen freien Lauf zu lassen. Andreas Tragisch hat keine Eile, er kann sich bei der Ausarbeitung und Gruppierung seiner Serien Zeit lassen. Lässt die Einzelbilder, an der Wand fixiert, lange auf sich wirken, um dann zu entscheiden, ob sie brauchbar sind oder nicht. Sucht nicht hastig nach neuen, ergänzenden Motiven, sondern lässt sich gerne vom Alltag überraschen. Lässt los, wenn andere viel leicht zugreifen würden.
Zugegeben, seine Fotografie ist ziemlich introvertiert, sie bejubelt das Leben nicht mit Zuversicht versprühenden Statements, hinterlässt sicher bei vielen Betrachtern ein gewisses Vakuum. Dennoch oder gerade deshalb sind dies Bilder, an die man sich erinnert.
D.B.