Vineta taucht auf

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«Vineta, das war eine Art Ost-Atlantis. In den Polytechnischen Oberschulen der DDR kannte jedes Kind die Sage von der Stadt, die in der Ostsee untergegangen war. Die untergehen musste. Denn Vinetas Bewohner waren undankbar gewesen. Sie wussten nicht zu schätzen, was sie hatten. Selbst eine letzte dringende Warnung vor ihrem eigenen Ende schlugen die Vineter in den kühlen Ostseewind. Am Ende riss eine Sturmflut die Stadt mit Mann und Maus hinab auf den Meeresgrund. Bis heute meinen Spökenkieker, Vineta tief unten am Grund schauen, die Schläge der goldenen Kirchenglocken aus dem Wellenrauschen heraushören zu können. […]
Die Vineter missachteten, was sie hatten. Nicht ihre Schuld. Schuld war das große Fremdgewordensein mit dem eigenen Land. Schuld war die kleine innere Freiheit, die jeder sich abgesteckt hatte wie ein Gärtchen. Eine Freiheit, die mehr galt als ein gültiger Pass. Ein Verbundensein unter den Hiergebliebenen, ein Loslassen der Flüchtenden, ein Sehnen nach dem Anderen, von dem man doch nicht so recht wusste, was das sein soll.» (Aus dem Begleittext von Anja Maier)

«Vineta» besteht aus zwei Serien von Bildern aus der untergehenden DDR: Porträts aus dem Jahr 1985 und Stadtlandschaften aus dem Jahr 1990, den letzten Monaten vor der Wiedervereinigung.
Die Porträts haben 31, die Stadtlandschaften 26 Jahre lang im Schrank gelegen, viele davon nur als Kontakte. Seit 2 Jahren denke ich konkret über das Projekt nach – und jetzt hat es vom ersten Entwurf bis zum fertigen Buch nur noch 7 Monate gedauert. Den Anstoß gab meine Beteiligung an dem Buch «Berlin Wonderland» von bobsairport. Bei der Recherche dafür sahen mich die über 100 Kontaktbogen allein aus dem Jahr 1990 so vorwurfsvoll an, dass ich mich an mein altes Vorhaben erinnert habe, diese Dokumentation der zusehends verschwindenden DDR-Realität als Buch herauszubringen. Dazu kam es nicht, weil ich in den folgenden Jahren vollständig von meiner Arbeit als Grafik-Designer absorbiert war. Zum Glück, denn die lange Reifung bis zum Jahr 2015 hat deutlich werden lassen, was in einem solchen Buch enthalten sein sollte und was besser nicht. Die letze Gewissheit, dass es endlich an der Zeit ist, das Buch zu machen, gab der ermutigende (um nicht zu sagen: begeisterte) Zuspruch von Ute Mahler, die ich vorsichtshalber um ihre Meinung zu den Bildern gebeten hatte.

Ich danke – nicht zum ersten Mal – Heike Grebin (Troppo Design) für ihre essentielle Mitarbeit bei Konzeption und Umsetzung des Buchentwurfs – das «Sequencing» ist praktisch von ihr.

Der zweite Dank geht an Anja Maier, die einen wunderbaren, einfühlsamen und gut informierten Text für das Buch geschrieben hat.

Der dritte geht an Hannes Wanderer, dessen Glaube an meine Arbeit es überhaupt erst zulässt, dass mit «Vineta» mein inzwischen schon 5. (nach anderer Zählweise sogar schon 10.) Titel in seinem Verlag erscheint – während sein Vertrauen in die Fähigkeiten von Troppo Design es erlaubt, dass das Buch nahezu genau der Form gedruckt wurde wie von uns vorgeschlagen. Die hervorragende Lithoaufbereitung für den Triplexdruck haben wir aber dann doch besser ihm überlassen.

Die Gesamtherstellung übernahm wieder Wanderer Druck in Hannover, deren ambitionierten und professionellen Service man nur wärmstens weiterempfehlen kann.

Andreas Trogisch: Vineta
118 Seiten, 55 Schwarz/weiß-Abbildungen in Triplexdruck
18,1 × 25 cm, offene Fadenheftung, Schutzumschlag, Englisch/Deutsch
Mit einem Text von Anja Maier
Peperoni Books
ISBN 978-3-941825-74-1